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Die Kreuzigungsgruppe auf dem Kreuzberg bei Sonnenaufgang.
Ensemble Theatrum gastierte mit dem Hohen Lied der Liebe in Eußenhausen

„Die Liebe höret niemals auf“

Ein Theaterstück aus Texten, die keinen wirklichen Autor haben, die ohne feste Ordnung zusammengestellt sind und die im Buch der Bücher, der Bibel, stehen, ein solches Theaterstück ist dem Ensemble Theatrum mit dem „Hohen Lied der Liebe“ gelungen, mit dem es am vergangenen Samstagabend in der Kirche St. Bartholomäus in Eußenhausen gastierte.

Dieses Stück ist Menschen, die die Bibel lesen oder kennenlernen möchten, gewidmet. Es wird eine Geschichte erzählt, die heute geschehen könnte zwischen Mann und Frau. Es werden Fragen an die Liebe gestellt, an die erste Liebe, die körperliche Liebe, die verlorene Liebe, die sinnlose und schmerzhafte, aber auch die Liebe zu Gott und die allumfassende Liebe. Nikoline F. Kruse hat mit der Wüste als Hintergrund ein Bühnenbild-Gemälde geschaffen, das das sanfte Eintauchen in die Weite der Mystik tiefer spüren lässt. Rechts und links davon stehen Bäume, die die Jahreszeiten der Liebe andeuten. Das Hohelied Salomos ist im Alten Testament und im jüdischen Tanach zu finden und ist eine Sammlung zärtlicher, teilweise erotischer Liebeslieder, die das Suchen und Finden, das Sehnen und gegenseitige Lobpreisen zweier Liebender schildert. Das Ensemble Theatrum hat das exzellent umgesetzt.

Eva Gerlach, Pianistin und Kirchenmusikerin, begleitete das Ensemble gekonnt und professionell am Klavier und an der Orgel und bediente sich gemeinsam mit dem Weltmusiker Rainer Schwander aus der Quelle der unterschiedlichen Kulturkreise von Islam, Christentum und Judentum. Kompositionen aus der arabischen Kunstmusik wanderten mit hebräischen Liedern und Klezmer-Klängen zwischen Orient und Okzident. Eva Gerlach hatte dazu Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach ausgewählt.

„Wer ist es, die da herabschaut“, fragte Salomo (Hubertus von Krosigk) mit der Schriftrolle in der Hand. Dazu sang er hebräisch „Uri tsafon“ aus dem Hohe Lied. Sulamith (Friedrike von Krosigk) näherte sich ihm und reichte eine Schale mit Wein und Trauben. Salomo schreibt imaginär mit einer Feder in die Luft und preist ihre Schönheit. Sie singt „Lamma bada“, traditionell arabisch. Rainer Schwander untermalte die Gesänge und Texte mit seinem vielseitigen Instrumentarium aus Sopransaxophon, Querflöte, Gemshorn und verschiedenen Percussion-Instrumenten. Tanz und Liebesgeflüster, dann verschwindet das Paar hinter dem Gemälde, wo Schattenumrisse das Liebesspiel vermuten lassen. „Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht“, rezitierte Sulamith und ließ dazu die Kastagnetten klappern, als Salomo verschwunden ist, toll vom Spiel am Klavier begleitet. Sie beschwört die Töchter Jerusalems, dass sie ihrem Geliebten, wenn sie ihn finden, sagen sollen, dass sie krank vor Liebe ist. Mit „Rabbi Montenyu“ erklang traditionelle Klezmermusik. Sehr ausdrucksvoll waren „Improvisation für Gemshorn und Orgel“ und die „Sarabande in e-moll“ mit Eva Gerlach und Rainer Schwander. Hinter der Wand deklamierte Hubertus von Krosigk den Prediger Salomo im 3. Kapitel des Alten Testaments. „Alles hat seine Zeit, geboren werden und sterben, pflanzen und ausreißen, töten und heil werden, suchen und finden, schweigen und reden, und hassen und lieben“. Weitere Texte der christlichen Mystikerin Mechtild von Magdeburg, ein Liebeslied von Rainer Maria Rilke und der Text des islamischen Mystikers Djalaluddin Rumi „Ergreife den Saum seiner Gnade, weil er dir im Nu entflieht“ ergänzten das Spiel. Auch ein modernes Lied war zu hören. „Du, Du, Du“ nach André Heller sprach natürlich auch von der Liebe. Dann entrollten die beiden Liebenden eine Schriftrolle über den gesamten Mittelgang. „Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe höret niemals auf“ stand darauf in großen Lettern das Hohe Lied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus. Mit der Salsa Morgana setzten Eva Gerlachund Rainer Schwander einen starken Schlusspunkt. Der verdunkelte Kirchenraum irritierte zunächst, bis das Publikum das Ende der Aufführung realisierte. Starker Applaus belohnte die Mitglieder des Ensembles für ihr intensives Spiel. Der Spagat zwischen den Jahrtausende alten Liedern und Liedern der Neuzeit ist gelungen.

Zu Beginn begrüßte Dagmar Dietz, die Vorsitzende des Eußenhäuser Pfarrgemeinderates, die zahlreich erschienen Besucher. Ilka Seichter, Leiterin des Diözesanbüros Bad Neustadt, die die Organisation in Händen hatte, konnte das Ensemble nach Eußenhausen und Leutershausen zum 3. Mal im Dekanat und nun wiederum in Eußenhausen begrüßen. Dabei dankte sie dem Pfarreienteam für die Kooperation.

Das Ensemble Theatrum ist ein freies Theaterensemble mit Heimatbühne und Künstlerwerkstatt im Schloss Hohenerxleben in Sachsen-Anhalt, zwischen Magdeburg und Halle gelegen, das sich seit 1997 mit seinen regelmäßigen Veranstaltungen als „hochkarätigen, ernstzunehmenden Theaterstandort“ etabliert hat.

Text und Bilder: Brigitte Gbureck